Zeit ist der wichtigste Faktor in kritischen Vermisstenfällen.
Umfangreichen Studien (u.a. 2006 Child Abduction Murder Study, Washington State Attorney General’s Office, USA), dass die
Überlebenschance in 76% der untersuchten Fälle, in denen Kinder entführt und getötet wurden, bei weniger als 3 Stunden lag.
Wir brauchen auch in Deutschland eine auf Landes- oder Bundesebene angesiedelte Experteneinheit der Polizei
die sich ausschließlich um die Einordnung und Bewertung eingehender Vermisstenfälle kümmert und zeitgleich als Single Point of
Contact sowohl den Informationsfluss nach außen, als auch den Hinweisrücklauf in diesen Akutfällen
sicherstellt.
Die Öffentlichkeitsfahndung sollte, anders als in der
derzeitigen Verfahrensweise, immer auch als gleichwertiges Fahndungsmittel zu allen übrigen, polizeilichen Maßnahmen in
der Bearbeitung von Vermisstenfällen zur Verfügung stehen und im Akutfall entsprechend automatisiert und über bereits vorabgestimmte Kanäle zum Einsatz kommen.
Die Mehrheit unserer Nachbarländer hält eine solche Systematik vor und setzt diese auch gezielt in vergleichbaren Fällen ein. Sowohl
die Niederlande 🇳🇱️ (https://www.amberalert.nl/), Polen🇮🇩️ (www.childalert.pl/), Frankreich 🇫🇷️ (www.alerte- enlevement.gouv.fr/), Tschechien 🇨🇿️(http://www.pomoztemenajit.cz/), Luxemburg 🇱🇺️(https://www.amberalert.lu/) und die Schweiz 🇨🇭️(www.entfuehrungsalarm.ch/) verfügen über ein landesweites Alarmierungssystem in Akutfällen vermisster
Kinder, welches im Regelfall durch eine zentrale Beobachtungs- und Koordinierungseinheit der Polizei und/oder Justiz geführt wird, die zur Auslösung einer automatisierten
Öffentlichkeitsfahndung befugt ist.
Die Systematik bedient sich hierbei mehrheitlich digitaler Kanäle, wie Außenwerbeflächen, öffentlicher Informationssysteme, mobiler
Anwendungen, sowie automatisierter TV- und Radioaussendungen. Auch beispielweise Facebook selbst unterstützt dies bereits in
mehreren Ländern durch automatisierte Meldungen über den Newsfeed an alle Nutzer in einem für die Suche relevanten Gebiet.
Zuletzt wurde dies bei unseren Nachbarn in Luxemburg eingeführt - in Deutschland aufgrund der fehlenden staatlichen Systematik bislang
jedoch nicht.